9. Die Plancksche Theorie der Strahlung und
die
Theorie der spezifischen Warme;
von A. Einstein.
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In zwei früheren Arbeiten1) habe ich gezeigt, daß die
Interpretation des
Energieverteilungsgesetzes der schwarzen
Strahlung im Sinne der Boltzmannschen
Theorie des zweiten
Hauptsatzes uns zu einer neuen Auffassung der Phänomene
der Lichtemission und Lichtabsorption führt, die zwar noch
keineswegs den
Charakter einer vollständigen Theorie besitzt,
die aber insofern bemerkenswert
ist, als sie das Verständnis
einer Reihe von Gesetzmäßigkeiten erleichtert.
In der vor-
liegenden Arbeit soll nun dargetan werden, daß die Theorie
der Strahlung -- und zwar speziell die Plancksche Theorie --
zu einer
Modifikation der molekular-kinetischen Theorie der
Wärme führt, durch welche
einige Schwierigkeiten beseitigt
werden, die bisher der Durchführung jener
Theorie im Wege
standen. Auch wird sich ein gewisser Zusammenhang
zwischen
dem thermischen und optischen Verhalten fester Körper er-
geben.
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Wir wollen zuerst eine Herleitung der mittleren Energie
des Planckschen
Resonators geben, die dessen Beziehung zur
Molekularmechanik klar erkeunen
läßt.
Wir benutzen hierzu einige Resultate der allgemeinen
molekularen
Theorie der Wärme.1) Es sei der Zustand eines
Systems im Sinne der
molekularen Theorie vollkommen be-
stimmt durch die (sehr vielen) Variabeln
P1, P2... Pn. Der
Verlauf der molekularen Prozesse geschehe nach den
Gleichungen
und es gelte für alle Werte der P die Beziehung
| (1) |
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1) A. Einstein, Ann. d. Phys. 17. p. 132. 1905 u. 20. p. 199. 1905.
Es sei ferner ein Teilsystem des Systemes der P bestimmt
durch die Variabeln
p1...pm (welche zu den P gehören), und
es sei angenommen, daß sich die Energie
des ganzen Systems
mit großer Annäherung aus zwei Teilen zusammengesetzt
denken
lasse, von denen einer (E) nur von den p1...pm abhänge, wahrend
der
andere von p1...pm unabhängig sei. E sei ferner unend-
lich klein gegen die
Gesamtenergie des Systems.
Die Wahrscheinlichkeit d W dafür, daß die p in einem
zufällig herausgegriffenen
Zeitpunkt in einem unendlich kleinen
Gebiete (dp1, dp2 ... dpm) liegen, ist dann
durch die Gleichung
gegeben1)
| (2) |
Hierbei ist C eine Funktion der absoluten Temperatur (T), N
die Anzahl der
Molekule in einem Grammaquivalent, R die
Konstante der auf das Grammolekül
bezogenen Gasgleichung.
Setzt man
wobei das Integral über alle Kombinationen der p zu er-
strecken ist,
welchen Energiewerte zwischen E und E + d E
entsprechen, so erhält
man
| (3) |
Setzt man als Variable P die Schwerpunktskoordinaten
und
Geschwindigkeitskomponenten von Massenpunkten (Atomen,
Elektronen), und
nimmt man an, daß die Beschleunigungen nur
von den Koordinaten, nicht aber
von den Geschwindigkeiten
abhängen, so gelangt man zur molekular-kinetischen
Theorie
der Wärme. Die Relation (1) ist hier erfüllt, so daß auch
Gleichung (2)
gilt.
Denkt man sich speziell als System der p ein elementares
Massenteilchen
gewählt, welches längs einer Geraden Sinus-
schwingungen auszuführen vermag,
und bezeichnet man mit x
bez. momentane Distanz von der Gleichgewichtslage
bez.
Geschwindigkeit desselben, so erhält man
| (2 a) |
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1) A. Einstein, Ann. d. Phys. 11. p. 170 u. f. 1903.
und, da dx d = konst. d E, also = konst. zu setzen ist1):
| (3 a) |
Der Mittelwert der Energie des Massenteilchens ist also:
| (4) |
Formel (4) kann offenbar auch auf ein geradlinig schwingen-
des Ion
angewendet werden. Tut man dies, und berucksichtigt
man, daß zwischen
dessen mittlerer Energie und der Dichte
der schwarzen Strahlung
für die betreffende Frequenz nach
einer Planckschen Untersuchung2) die
Beziehung
| (5) |
gelten muß, so gelangt man durch Elimination von aus (4)
und (5) zu der
Reileigh schen Formel
| (6) |
welcher bekanntlich nur die Bedeutung eines Grenzgesetzes für
große Werte von
T/ zukommt.
Um zur Planckschen Theorie der schwarzen Strahlung
zu gelaugen, kann man
wie folgt verfabren.3) Man behält
Gleichung (5) bei, nimmt also an, daß durch
die Maxwell-
sche Theorie der Elektrizität der Zusammenhang zwischen
Strahlungsdichte und richtig ermittelt sei. Dagegen verläßt
man Gleichung
(4), d. h. man nimmt an, daß die Anwendung
der molekular-kinetischen
Theorie den Widerspruch mit der
Erfahrung bedinge. Hingegen halten wir
an den Formeln (2)
und (3) der allgemeinen molekularen Theorie der
Warme fest.
Statt daß wir indessen gemaäß der molekular-kinetischen
Theorie
setzen, setzen wir = 0 für alle Werte von E, welche den
Werten0, , 2 , 3 etc.
nicht außerordentlich nahe liegen. Nur
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1) Weil E = ax2 + b2 zu setzen ist.
2) M. Planck, Ann. d. Phys. 1. p. 99. 1900.
3) Vgl. M. Planck, Vorlesungen über die Theorie der Wärme-
strahlung. J.
Ambr. Barth. 1906. §§ 149, 150, 154, 160, 166.
zwischen 0 und 0 + , und + , 2 und 2 + etc. (wo-
bei unendlich
klein sei gegen ) sei von Null verschieden,
derart, daß
sei. Diese Festsetzung involviert, wie man aus Gleichung (3)
sieht, die Annahme,
daß die Energie des betrachteten Ele-
mentargebildes lediglich solche Werte
annehme, die den
Werten 0, , 2 etc. unendlich nahe liegen.
Unter Benutzung der eben dargelegten Festsetzung für
erhält man mit Hilfe
von (3):
Setzt man noch = (R/N) (gemäß der Quantenhypothese),
so erhalt man
hieraus:
| (7) |
sowie mit Hilfe von (5) die Plancksche Strahlungsformel:
Gleichung (7) gibt die Abhängigkeit der mittleren Energie des
Planckschen
Resonators von der Temperatur an.
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Aus dem Vorhergehenden geht klar hervor, in welchem
Sinne die
molekular-kinetische Theorie der Wärme modifiziert
werden muß, um mit dem
Verteilungsgesetz der schwarzen
Strahlung in Einklang gebracht zu werden.
Während man
sich nämlich bisher die molekularen Bewegungen genau den-
selben
Gesetzmäßigkeiten unterworfen dachte, welche fur die
Bewegungen der Körper
unsever Sinnenwelt gelten (wir fügen
wesentlich nur das Postulat vollständiger Umkehrbarkeit hinzu),
sind wir nun
genötigt, für schwingungsfähige Ionen bestimmter
Frequenz, die einen
Energieaustausch zwischen Materie und
Strahlung vermitteln können, die
Annahme zu machen, daß
die Mannigfaltigkeit der Zustände, welche sie
anzunehmen ver-
mögen, eine geringere sei als bei den Körpern unserer Er-
fahrung. Wir mußten ja annehmen, daß der Mechanismus
der Energieübertragung
ein solcher sei, daß die Energie des
Elementargebildes ausschließlich die Werte
0, (R/N) ,
2 (R/N) etc. annehmen könne.1)
Ich glaube nun, daß wir uns mit diesem Resultat nicht
zufrieden geben dürfen.
Es drängt sich nämlich die Frage
auf: Wenn sich die in der Theorie des
Energieaustausches
zwischen Strahlung und Materie anzunehmenden Elementar-
gebilde nicht im Sinne der gegenwärtigen molekular-kinetischen
Theorie auffassen
lassen, müssen wir dann nicht auch die
Theorie modifizieren für die anderen
periodisch schwingenden
Gebilde, welche die molekulare Theorie der Wärme
heran-
zieht? Die Antwort ist nach meiner Meinung nicht zweifel-
haft. Wenn die
Plancksche Theorie der Strahlung den Kern
der Sache trifft, so müssen wir
erwarten, auch auf anderen
Gebieten der Warmetheorie Widersprüche zwischen
der gegen-
wärtigen molekular-kinetischen Theorie und der Erfahrung
zu
finden, die sich auf dem eingeschlagenen Wege heben lassen.
Nach
meiner Meinung trifft dies tatsachlich zu, wie ich im
folgenden zu zeigen
versuche.
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Die einfachste Vorstellung, die man sich uber die Wärme-
bewegung in festen
Körpern bilden kann, ist die, daß die
einzelnen in denselben enthaltenen Atome
Sinusschwingungen
um Gleichgewichtslagen ausführen. Unter dieser Voraus-
setzung erhält man durch Anwendung der molekular-kinetischen
Theorie
(Gleichung (4)) unter Berücksichtigung des Umstandes,
daß jedem Atom drei
Bewegungsfreiheiten zuzuschreiben sind,
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1) Es ist ubrigcus klar, daß diese Voraussetzung auch auf schwin-
gungsfahige
Korper auszudehnen ist, die aus beliebig vielen Elementar-
gebilden bestehen.
für die auf das Grammäquivalent bezogene spezifische Wärme
des Stoffes
oder -- in Grammkalorien ausgedrückt --
wenn n die Anzahl der Atome im Molekül bedeutet. Es ist
bekannt, daß
diese Beziehung für die meisten Elemente und
für viele Verbindungen im
festen Aggregatzustand mit be-
merkenswerter Annäherung erfüllt ist
(Doulong-Petitsches
Gesetz, Regel von F. Neumann und Kopp).
Betrachtet man jedoch die Tatsachen etwas genauer, so
begegnet man zwei
Schwierigkeiten, die der Anwendbarkeit
der Molekulartheorie enge Grenzen zu
ziehen scheinen.
1. Es gibt Elemente (Kohlenstoff, Bor und Silizium),
welche im festen
Zustande bei gewohnlicher Temperatur eine
bedeutend kleinere spezifische
Atomwärme besitzen als 5,94.
Es haben ferner alle festen Verbindungen, in denen
Sauerstoff,
Wasserstoff oder mindestens eines der eben genannten Ele-
mente
vorkommen, eine kleinere spezifische Wärme pro Gramm-
molekül als
n. 5, 94.
2. Hr. Drude hat gezeigt1), daß die optischen Erschei-
nungen (Dispersion)
dazu führen, jedem Atom einer Verbindung
mehrere unabhängig voneinander
bewegliche Elementarmassen
zuzuschreiben, indem er mit Erfolg die ultraroten
Eigen-
frequenzen auf Schwingungen der Atome (Atomionen), die
ultravioletten
Eigenfrequenzen auf Schwingungen von Elek-
tronen zurückführte. Hieraus ergibt
sich für die molekular-
kinetische Theorie der Wärme eine zweite bedeutende
Schwierig-
keit, indem die spezifische Wärme -- da die Zahl der beweg-
lichen
Massenpunkte pro Molekül größer ist als dessen Atom-
zahl -- den Wert 5, 94 n
beträchtlich übersteigen müßte.
Nach dem Obigen ist hierzu folgendes zu bemerken. Wenn
wir die
Träger der Wärme in festen Körpern als periodisch
schwingende Gebilde
ansehen, deren Frequenz von ihrer
Schwingungsenergie unabhängig ist, dürfen
wir nach der
Planckschen Theorie der Strahlung nicht erwarten, daß die
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1) P. Drude, Ann. d. Phys. 14. p. 677. 1904.
spezifische Wärme stets den Wert 5, 94 n besitze. Wir haben
vielmehr zu setzen
(7)
Die Energie von N solchen Elementargebilden, in Gramm-
kalorien gemessen,
hat daher den Wert
so daß jedes derartige schwingende Elementargebilde zur
spezifischen Wärme pro
Grammäquivalent den Wert
| (8) |
beiträgt. Wir bekommen also, indem wir über alle Gattungen
von schwingenden
Elementargebilden summieren, welche in dem
betreffenden festen Stoffe vorkommen, für die spezifische Wärme
pro
Grammäquivalent den Ausdruck1)
| (8 a) |
Die vorstehende Figur2) zeigt den Wert des Ausdruckes (8)
in Funktion von
x = (T/ ). Wenn (T/ ) > 0, 9, unterscheidet
----------
1) Die Betrachtung läßt sich leicht auf anisotrope Körper ausdehnen.
2) Vgl. deren gestrichelte Kurve.
sich der Beitrag des Gebildes zur molekularen spezifischen
Wärme nicht beträchtlich
vom Werte 5,94, der auch aus der
bisher akzeptierten molekular-kinetischen
Theorie sich ergibt;
je kleiner ist, bei um so tieferen Temperaturen wird dies
bereits der Fall sein. Wenn dagegen (T/ ) < 0, 1, so trägt
das betreffende
Elementargebilde nicht merklich zur spezifischen
Wärme bei. Dazwischen findet
ein anfänglich rascheres, dann
langsameres Wachsen des Ausdruckes (8)
statt.
Aus dem Gesagten folgt zunächst, daß die zur Erklärung
der ultravioletten
Eigenfrequenzen anzunehmenden schwin-
gungsfähige Elektronen bei
gewöhnlicher Temperatur (T = 300)
zur spezifischen Wärme nicht merklich
beitragen können; denn
die Ungleichung (T/ ) < 0, 1 geht für T = 300 über in
die
Ungleichung < 4, 8 . Wenn dagegen ein Elementargebilde
die Bedingung
> 4, 8 erfüllt, so muß es nach dem Obigen
bei gewöhnlicher Temperatur
zur spezifischen Wärme pro
Grammäquivalent nahezu den Beitrag 5,94
liefern.
Da für die ultraroten Eigenfrequenzen im allgemeinen
> 4, 8 ist, so
müssen nach unserer Auffassung jene Eigen-
schwingungen einen Beitrag
zur spezifischen Wärme liefern,
und zwar einen um so bedeutenderen, je
größer das betreffende
ist. Nach Drudes Untersuchungen sind es die
ponderablen
Atome (Atomionen) selbst, welchen diese Eigenfrequenzen zu-
zuschreiben sind. Es liegt also am nächsten, als Träger der
Wärme in
festen Körpern (Isolatoren) ausschließlich die posi-
tiven Atomionen zu
betrachten.
Wenn die ultraroten Eigenschwingungsfrequenzen eines
festen Körpers
bekannt sind, so wäre also nach dem Gesagten
dessen spezifische Wärme sowie
deren Abhängigkeit von der
Temperatur durch Gleichung (8a) vollkommen
bestimmt. Deut-
liche Abweichungen von der Beziehung c = 5, 94 n wären
bei
gewöhnlicher Temperatur zu erwarten, wenn der betreffende
Stoff
eine optische ultrarote Eigenfrequenz aufweist, für welche
< 4, 8 ; bei
genügend tiefen Temperaturen sollen die spezifischen
Wärmen aller festen
Körper mit sinkender Temperatur bedeutend
abnehmen. Ferner muß das
Doulong-Petitsche Gesetz sowie
das allgemeinere Gesetz c = 5, 94 n für alle
Körper bei genügend
hohen Temperaturen gelten, falls sich bei letzteren
keine neuen
Bewegungsfreiheiten (Elektronionen) bemerkbar machen.
Die beiden oben genannten Schwierigkeiten werden durch
die neue Auffassung
beseitigt, und ich halte es für wahr-
scheinlich, daß letztere sich im Prinzip
bewähren wird. Daran,
daß sie den Tatsachen exakt entspreche, ist natürlich nicht
zu denken. Die festen Körper erfahren beim Erwärmen
Änderungen der
molekularen Anordnung (z. B. Volumände-
rungen), die mit Änderungen des
Energieinhaltes verbunden
sind; alle festen Körper, die elektrisch leiten,
enthalten frei
bewegliche Elementarmassen, die zur spezifischen Wärme einen
Beitrag liefern; die ungeordneten Wärmeschwingungen sind
vielleicht
von etwas anderer Frequenz als die Eigenschwin-
gungen der nämlichen
Elementargebilde bei optischen Prozessen.
Endlich aber ist die Annahme,
daß die in Betracht kommen-
den Elementargebilde eine von der Energie
(Temperatur) unab-
hängige Schwingungsfrequenz besitzen, ohne Zweifel
unzulässig.
Immerhin ist es interessant, unsere Konsequenzen mit
der Erfahrung zu
vergleichen. Da es sich nur um rohe An-
näherung handelt, nehmen wir gemäß der
F. Neumann-Kopp-
schen Regel an, daß jedes Element, auch wenn dasselbe
abnorm
kleine spezifische Wärme besitzt, in allen seinen festen Ver-
bindungen
den gleichen Beitrag zur molekularen spezifischen
Wärme liefere. Die
in nachstehender Tabelle angegebenen
Zahlen sind dem Lehrbuche der
Chemie von Roskoe ent-
nommen. Wir bemerken, daß alle Elemente von
abnorm kleiner
Atomwärme kleines Atomgewicht besitzen; dies ist nach
unserer
Element | Spezifische Atomwärme | ber. |
| ||
und | 5,4 | 42 |
Fl | 5 | 33 |
O | 4 | 21 |
Si | 3,8 | 20 |
B | 2,7 | 15 |
H | 2,3 | 13 |
C | 1,8 | 12 |
Auffassung zu erwarten, da ceteris paribus kleinen Atom-
gewichten große
Schwingungsfrequenzen entsprechen. In der
letzten Spalte der Tabelle sind die
Werte von in Mikron
angegeben, wie sie sich aus diesen Zahlen unter der
Annahme,
daß letztere für T = 300 gelten, mit Hilfe der dargestellten
Beziehung zwischen x
und c ergeben.
Wir entnehmen ferner den Tabellen von Landolt und
Börnstein einige
Angaben über ultrarote Eigenschwingungen
(metallische Reflexion, Reststrahlen)
einiger durchsichtiger fester
Körper; die beobachteten sind in nachstehender
Tabelle
unter ,,beob.“ angegeben; die Zahlen unter ,,ber.“ sind obiger
Tabelle
entnommen, soweit sie sich auf Atome von abnorm
kleiner spezifischer Wärme
beziehen; für die übrigen soll
> 48 sein.
Körper | beob. | ber. |
CaFl | 24; 31,6 | 33; > 48 |
NaCl | 51,2 | > 48 |
KCl | 61,2 | > 48 |
CaCO3 | 6,7; 11,4; 29,4 | 12; 21; > 48 |
SiO2 | 8,5; 9,0; 20,7 | 20; 21 |
In der Tabelle enthalten NaCl und KCl nur Atome von
normaler spezifischer
Wärme; in der Tat sind die Wellen-
längen ihrer ultraroten Eigenschwingungen
größer als 48 .
Die übrigen Stoffe enthalten lauter Atome mit abnorm
kleiner
spezifischer Wärme (ausgenommen Ca); in der Tat liegen die
Eigenfrequenzen dieser Stoffe zwischen 4, 8 und 48 . Im
allgemeinen
sind die aus den spezifischen Wärmen theoretisch
ermittelten erheblich
größer als die beobachteten. Diese
Abweichungen können vielleicht in
einer starken Veränderlich-
keit der Frequenz des Elementargebildes mit
der Energie
desselben ihre Erklärung finden. Wie dem auch sein mag,
jedenfalls ist die Übereinstimmung der beobachteten und be-
rechneten
hinsichtlich der Reihenfolge, sowie hinsichtlich der
Größenordnung sehr
bemerkenswert.
Wir wollen nun die Theorie noch auf den Diamanten
anwenden. Die ultrarote
Eigenfrequenz desselben ist nicht
bekannt, läßt sich jedoch unter Zugrundelegung
der dar-
gelegten Theorie berechnen, wenn für einen Wert von T die
molekulare
spezifische Wärme c bekannt ist; das zu c ge-
hörige x läßt sich aus der Kurve
unmittelbar entnehmen, und
man bestimmt hieraus nach der Beziehung
(TL/) = x.
Ich benutze die Beobachtungsresultate von H. F. Weber,
die ich den Tabellen
von Landolt und Börnstein entnahm
(vgl. nachstehende Tabelle). Für T = 331, 3
ist c = 1, 838;
hieraus folgt nach der angegebenen Methode = 11, 0 .
Unter
Zugrundelegung dieses Wertes sind die in der dritten
Spalte der Tabelle nach der
Formel x = (T L/ ) berechnet
( = 4, 86 . 10-11).
T | c | x |
222,4 | 0,762 | 0,1679 |
262,4 | 1,146 | 0,1980 |
283,7 | 1,354 | 0,2141 |
306,4 | 1,582 | 0,2312 |
331,3 | 1,838 | 0,2500 |
358,5 | 2,118 | 0,2705 |
413,0 | 2,661 | 0,3117 |
479,2 | 3,280 | 0,3615 |
520,0 | 3,631 | 0,3924 |
879,7 | 5,290 | 9,6638 |
1079,7 | 5,387 | 0,8147 |
1258,0 | 5,507 | 0,9493 |
Die Punkte, deren Abszissen diese Werte von x, deren
Ordinaten die in der
Tabelle angegebenen, aus Beobachtungen
Webers ermittelten Werte von c sind,
sollen auf der oben
dargestellten x , c-Kurve iegen. Wir haben diese Punkte
-- mit
Ringen bezeichnet -- in die obige Figur eingetragen;
sie liegen tatsächlich
nahezu auf der Kurve. Wir haben also
anzunehmen, daß die elementaren
Träger der Wärme beim
Diamanten nahezu monochromatische Gebilde
sind.
Es ist also nach der Theorie zu erwarten, daß der
Diamant bei = 11 ein
Absorptionsmaximum aufweist.
Bern, November 1906.
(Eingegangen 9. November 1906.)
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