Daraus erhält man durch Integration für den Mittelwert der lebendigen Kraft dieses Moleküles

Die kinetische Gastheorie lehrt aber, daß diese Größe bei konstantem Volumen des Gases proportional dem vom Gase ausgeübten Drucke ist. Dieser ist definitionsgemäß der in der Physik als absolute Temperatur bezeichneten Größe pro- portional. Die von uns als absolute Temperatur bezeichnete Größe ist also nichts anderes als die mit dem Gasthermo- meter gemessene Temperatur eines Systems.

§ 5. Über unendlich langsame Prozesse.

Wir haben bisher nur Systeme ins Auge gefaßt, welche sich im stationären Zustande befanden. Wir wollen nun auch Veränderungen von stationären Zuständen untersuchen, jedoch nur solche, welche sich so langsam vollziehen, daß die in einem beliebigen Momente herrschende Zustandsverteilung von der stationären nur unendlich wenig abweicht; oder genauer ge- sprochen, daß in jedem Momente die Wahrscheinlichkeit, daß die Zustandsvariabeln in einem gewissen Gebiete G liegen, bis auf unendlich kleines durch die oben gefundene Formel dar- gestellt sei. Eine solche Veränderung nennen wir einen un- endlich langsamen Prozeß.

Wenn die Funktionen (Gleichung (1)) und die Energie E eines Systems bestimmt sind, so ist nach dem vorigen auch seine stationäre Zustandsverteilung bestimmt. Ein unendlich langsamer Prozeß wird also dadurch bestimmt sein, daß sich entweder E ändert oder die Funktionen die Zeit explizite enthalten, oder beides zugleich, jedoch so, daß die entsprechen- den Differentialquotienten nach der Zeit sehr klein sind.

Wir haben angenommen, daß die Zustandsvariabeln eines isolierten Systems sich nach Gleichungen (1) verändern. Um- gekehrt wird aber nicht stets, wenn ein System von Glei- chungen (1) existiert, nach denen sich die Zustandsvariabeln eines Systems ändern, dieses System ein isoliertes sein müssen. Es kann nämlich der Eall eintreten, daß ein betrachtetes System derart unter dem Einfluß anderer Systeme sich be-