müssen also die Spektrallinien des Sonnenlichtes gegenüber den entsprechenden Spektrallinien irdischer Lichtquellen etwas nach dem Rot verschoben sein, und zwar um den relativen Betrag

Wenn die Bedingungen, unter welchen die Sonnenlinien ent- stehen, genau bekannt wären, wäre diese Verschiebung noch der Messung zugänglich. Da aber anderweitige Einflüsse (Druck, Temperatur) die Lage des Schwerpunktes der Spektral- linien beeinflussen, ist es schwer zu konstatieren, ob der hier abgeleitete Einfluß des Gravitationspotentials wirklich existiert. 1 )

Bei oberflächlicher Betrachtung scheint Gleichung (2) bzw. (2a) eine Absurdität auszusagen. Wie kann bei bestän- diger Lichtübertragung von S 2 nach S 1 in S 1 eine andere An- zahl von Perioden pro Sekunde ankommen, als in S 2 emittiert wird? Die Antwort ist aber einfach. Wir können 2 bzw. 1 nicht als Frequenzen schlechthin (als Anzahl Perioden pro Sekunde) ansehen, da wir eine Zeit im System K noch nicht festgelegt haben. 2 bedeutet die Anzahl Perioden, bezogen auf die Zeiteinheit der Uhr U in S 2 , 1 die Anzahl Perioden, bezogen auf die Zeiteinheit der gleich beschaffenen Uhr U in S 1 . Nichts zwingt uns zu der Annahme, daß die in ver- schiedenen Gravitationspotentialen befindlichen Uhren U als gleich rasch gehend aufgefaßt werden müssen. Dagegen müssen wir die Zeit in K sicher so definieren, daß die Anzahl der Wellenberge und Wellentäler, die sich zwischen S 2 und S 1 be- finden, von dem Absolutwerte der Zeit unabhängig ist; denn der ins Auge gefaßte Prozeß ist seiner Natur nach ein statio- närer. Würden wir diese Bedingung nicht erfüllen, so kämen wir zu einer Zeitdefinition, bei deren Anwendung die Zeit explizite in die Naturgesetze einginge, was sicher unnatürlich und unzweckmäßig wäre. Die Uhren in S 1 und S 2 geben also ----------

1) L. F. Jewell (Journ. de phys. 6. p. 84. 1897) und insbesondere Ch. Fabry u. H. Boisson (Compt. rend. 148. p. 688--690. 1909) haben derartige Verschiebungen feiner Spektrallinien nach dem roten Ende des Spektrums von der hier berechneten Größenordnung tatsächlich kon- statiert, aber einer Wirkung des Druckes in der absorbierenden Schicht zugeschrichen.