3. Lichtgeschwindigkeit und Statik des Gravitationsfeldes; von A. Einstein.

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In einer letztes Jahr erschienenen Arbeit 1 ) habe ich aus der Hypothese, daß Schwerefeld und Beschleunigungszustand des Koordinatensystems physikalisch gleichwertig seien, einige Folgerungen gezogen, welche sich den Ergebnissen der Rela- tivitätstheorie (Theorie der Relativität der gleichförmigen Be- wegung) sehr gut angliedern. Es zeigte sich dabei aber, daß die Gültigkeit des einen Grundsatzes jener Theorie, nämlich des Satzes von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, nur für Raum-Zeitgebiete konstanten Gravitationspotentials Gültig- keit beanspruchen kann. Trotzdem dies Resultat die all- gemeine Anwendbarkeit der Lorentztransformation ausschließt, darf es uns nicht von der weiteren Verfolgung des eingeschla- genen Weges abschrecken; wenigstens hat meiner Meinung nach die Hypothese, daß das ,,Beschleunigungsfeld“ ein Spezial- fall des Gravitationsfeldes sei, eine so große Wahrscheinlich- keit, insbesondere mit Rücksicht auf die bereits in der ersten Arbeit gezogenen Folgerungen betreffend die schwere Masse des Energieinhaltes, das eine genauere Durchführung der Folgerungen jener Äquivalenzhypothese geboten erscheint.

Seitdem hat A braham eine Theorie der Gravitation auf- gestellt 2 ), welche die in meiner ersten Arbeit gezogenen Folge- rungen als Spezialfälle enthält. Wir werden aber im folgenden sehen, daß sich das Gleichungssystem Abrahams mit der Äquivalenzhypothese nicht in Einklang bringen läßt, und daß dessen Auffassung von Zeit und Raum sich schon vom rein mathematisch formalen Standpunkte aus nicht aufrecht er- halten läßt.

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1) A. Einstein, Ann. d. Phys. 4. P. 35. 1911.

2) M. A braham, Physik. Zeitschr. 13. Nr. 1. 1912.