7. Zur Theorie der Brownschen Bewegung; von A. Einstein.

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Kurz nach dem Erscheinen meiner Arbeit über die durch die Molekulartheorie der Wärme geforderte Bewegung von in Flüssigkeiten suspendierten Teilchen 1 ) teilte mir Hr. Sieden- topf (Jena) mit, daß er und andere Physiker -- zuerst wohl Hr. Prof. Gouy (Lyon) -- durch direkte Beobachtung zu der Überzeugung gelangt seien, daß die sogenannte Brownsche Bewegung durch die ungeordnete Wärmebewegung der Flüssig- keitsmoleküle verursacht sei. 2 ) Nicht nur die qualitativen Eigen- schaften der Brownschen Bewegung, sondern auch die Größen- ordnung der von den Teilchen zurückgelegten Wege entspricht durchaus den Resultaten der Theorie. Ich will hier nicht eine Vergleichung des mir zur Verfügung stehenden dürftigen Erfahrungsmaterials mit den Resultaten der Theorie anstellen, sondern diese Vergleichung denjenigen überlassen, welche das Thema experimentell behandeln.

Die nachfolgende Arbeit soll meine oben genannte Arbeit in einigen Punkten ergänzen. Wir leiten hier nicht nur die fortschreitende, sondern auch die Rotationsbewegung suspen- dierter Teilchen ab für den einfachsten Spezialfall, daß die Teilchen Kugelgestalt besitzen. Wir zeigen ferner bis zu wie kurzen Beobachtungszeiten das in jener Abhandlung gegebene Resultat gilt.

Für die herleitung wollen wir uns hier einer allgemeineren Methode bedienen, teils um zu zeigen, wie die Brownsche Bewegung mit den Grundlagen der molekularen Theorie der Wärme zusammenhängt, teils um die Formeln für die fort- schreitende und für die rotierende Bewegung durch eine ein- heitliche Untersuchung entwickeln zu können. Es sei näm- lich ein beobachtbarer Parameter eines im Temperatur- ----------

1) A. Einstein, Ann. d. Phys. 17. p. 549. 1905.

2) M. Gouy, Journ. de Phys. (2) 7. p. 561. 1888.